23.04.23
Die Moderne Konzertgitarre
Segovia: Entwicklung von Musik
und Instrument.
Anfang 1900 diente die Gitarre und die auf ihr gespielte Musik, meist populäre und Volksmusik, in Südamerika, USA und einigen europäischen Ländern als
Begleitinstrument. Einige ihr gut gesonnen Spanier, unter ihnen auch Tarrega, teilten ihre ganze Liebe mit dem Instrument. Gelegentlich reisten sie in
Städte wie London, Paris oder Berlin und schockierten die Leute mit völlig unerwarteter Virtuosität und einer Schönheit des Tons, die bei dem einfachen
Akkord-Schrummen, das damals mit der Gitarre assoziert wurde, praktisch unbekannt war.
Diese Besuche waren aber zu sporadisch, um ein gesteigertes Interesse an der Musik und der Gitarre im Allgemeinen zu puplizieren. Dies sollte sich aber bald
ändern. In Paris hatten Komponisten (Ravel, Bizet, de Falla und andere) bereits die Bühne für Andreas Segovia (1893-1987) und für "exotische Hispanismen" vorbereitet.
Als Segovia mit seiner Ramirez-Gitarre auftrat, war er eine Sensation.
Der in Andalusien geborene Andres Segovia begann seine Karriere als Autodidakt. Mit 14 Jahren konzertierte er bereits in mehreren spanischen Städten.
Seine ersten größeren Konzertreisen führten ihn nach Südamerika, anschließend nach Europa. Seine Gelöstheit und seine Selbstsicherheit begeisterten seine
Zuhörer über sechzig Jahre lang und er bewies seinen Skeptikern, dass die größten Konzertsäle durchaus bis in die letzen Winkel mit dem schönen Klang einer
Gitarre ausgefüllt werden konnten. Er inspirierte gleichermaßen Komponisten, für die Konzertgitarre zu komponieren als auch Gitarrenbauer, für ihn ein
Instrument bauen zu dürfen. Er hat unbestritten den größten Einfluß im zwanzigsten Jahrhundert auf die Entwicklung der modernen Konzertgitarre
und deren Musik ausgeübt.
Komponisten, die Werke für Segovias Repertoire schufen:
Mario Castelnuovo-Tedesco (1895 - 1968)
John William Duarte (1919 - 2004)
Darius Milhaud (1892 - 1974)
Federico Moreno Torroba (1891 - 1982)
Manuel M. Ponce (1882 - 1948)
Joaquin Rodrigo (1902 - 1999)
Albert Roussel (1869 - 1937)
Alexandre Tansman (1897 - 1986)
Joaquin Turina (1882 - 1949)
Heitor Villa-Lobos (1887 - 1959)
Während seiner Konzertreisen traf er hunderte von Gitarrenbauern, die ihm ständig seine Instrumente zeigen und schenken wollten. Er schenkte ihnen ein
je noch seinem Zeitplan, gebührendes Interesse, doch er lehnte materielle sowie finanzielle Angebote zumeist ab. Einige Gitarrenbauer konnten große Vorteile
durch Segovia erfahren. Erwähnenswert ist hier der Name Hermann Hauser und Manuel & Jose Ramirez.
1912 bekam Segovia seine Konzertgitarre von Manuel Ramirez, die er im Jahr 1937 nach über 20 Jahren gegen ein Instrument von Hermann Hauser austauschte.
Er inspirierte Albert Augustine und andere Nylon-verarbeitenden Firmen dazu, Gitarrensaiten aus Nylongewebe zu entwickeln. Bedingt durch den 2.
Weltkrieg war es für ihn sehr schwierig geworden, seine favorisierten (deutschen) Darmsaiten zu bekommen.
Da seine Hauser- und auch M. Ramirez-Gitarren von ihrer Konstruktion her auf die Darmsaite abgestimmt waren und somit Schwächen in der Intonation mit
den moderneren Nylonsaiten hatten, ließ sich Segovia 1960 eine Nylon-bespannte Gitarre bei Jose Ramirez bauen. Diese Gitarre wurde danach in Kleinserie
gebaut und war bis in die 90ziger Jahre sehr erfolgreich. Dieses Instrument war auf die Spieleigenschaften und Klangvorstellungen Segovias hin entwickelt
und konstruiert worden und verfügte über hohe Saitenspannung bei einer Mensur von 66,5 cm! Segovia spielte diese Gitarre bis zum Ende seiner Karriere 1987.