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07.11.24

Die Entstehung des Ragtime



Scott Joplin einer der Meister.
Ragtime ist ein Musikgenre, das seine Blütezeit um die Wende zum 20. Jahrhundert erlebte und als Vorläufer des Jazz gilt. Der Ursprung des Ragtime liegt in der afroamerikanischen Musiktradition und verbindet Elemente aus europäischer Marschmusik und afroamerikanischen Rhythmen. Vor allem in den Südstaaten der USA entwickelten afroamerikanische Musiker diesen Stil, der durch seine charakteristischen, synkopierten Rhythmen gekennzeichnet ist.

Ursprünge und Einflüsse
Ragtime entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den amerikanischen Südstaaten und griff auf Musikformen wie Spirituals, Work Songs und den „Cakewalk“ zurück, einem satirischen Tanzstil, der die Tänze der Sklavenhalter imitierte. Diese Einflüsse vermischten sich mit dem Popularstil europäischer Marschmusik und klassischen Kompositionstechniken, was zum einzigartigen Klangbild des Ragtimes führte.
Ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung des Ragtimes war das Klavier, das damals ein zentrales Instrument in Bars, Tanzsälen und im privaten Bereich war. Die Musikstücke bestanden oft aus komponierten Klavierstücken, die mit einer „linken Hand“ den Takt vorgaben und eine „rechte Hand“ mit rhythmisch versetzten Melodien kombinierten – eine Technik, die als „ragged time“ bekannt wurde und dem Genre seinen Namen gab.

Wichtige Komponisten und Verbreitung
Scott Joplin, einer der bekanntesten Ragtime-Komponisten, veröffentlichte 1899 seinen berühmten „Maple Leaf Rag“, der zu einem der ersten großen Erfolge des Genres wurde und Ragtime in die breite Öffentlichkeit brachte. Auch andere Komponisten wie James Scott und Joseph Lamb trugen zur Popularität des Genres bei und verbreiteten es über die Grenzen der afroamerikanischen Kultur hinaus.
Ragtime fand schnell Anklang in den Tanzsälen und Theatern und wurde auch durch die neu aufkommende Notenblatt-Industrie verbreitet. Da die Stücke meist genau aufgeschrieben wurden, konnten sie leicht durch Pianisten in ganz Amerika verbreitet werden.

Ragtime und die Entstehung des Jazz
Die Popularität des Ragtimes begann in den 1910er Jahren allmählich zu schwinden, doch seine rhythmischen Strukturen und die Betonung auf Improvisation beeinflussten stark die Entwicklung des Jazz. Während Jazz sich jedoch stärker auf Improvisation und eine Bandbesetzung stützte, blieb Ragtime größtenteils auf das Klavier konzentriert und war weniger flexibel in seiner musikalischen Struktur.

Erbe und Wiederaufleben
Obwohl Ragtime mit dem Aufkommen des Jazz und Swing an Bedeutung verlor, kam es in den 1940er und 1970er Jahren zu einer Renaissance des Genres. Besonders durch den Film Der Clou von 1973, der Scott Joplins „The Entertainer“ neu populär machte, erlebte Ragtime ein erneutes Interesse und beeinflusst bis heute Musiker und Komponisten weltweit.
Der Einfluss des Ragtimes zeigt sich weiterhin in verschiedenen Musikstilen und ist ein Zeugnis für die kreative Kraft der afroamerikanischen Kultur sowie die Verschmelzung unterschiedlicher musikalischer Traditionen. Ragtime bleibt ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich kulturelle Grenzen in der Musik überschreiten lassen und neue Genres entstehen, die die Musikwelt nachhaltig prägen.